Heinz W. Droste ist ein deutscher Soziologe, Psychologe, Wissenschaftstheoretiker, Kommunikations-Berater, Journalist und Autor.
Droste studierte Soziologie, Psychologie und Philosophie an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf, wo er 1985 seine Prüfung zum Magister Artium ablegte und im Jahre 1986 mit einer wissenschaftstheoretischen Arbeit über die Systemtheorie Talcott Parsons beim Soziologen Richard Münch und bei Lutz Geldsetzer, Professor der Philosophie und Leiter der Forschungsabteilung Wissenschaftstheorie, promovierte.
Parallel zu seiner anschließenden Berufstätigkeit qualifizierte er sich in den Feldern psychologischer Intervention und Gestaltung von Gruppenprozessen: Von 2000 bis 2003 am Kurt-Lewin-Institut der FernUniversität Hagen und von 2003 bis 2005 im Rahmen einer Coaching-Ausbildung des Verbands für Kommunikationsberatung und Supervision (Kurt F. Richter), Remscheid.
Seine berufliche Tätigkeit startete Droste in Düsseldorf in Beratungs-Gesellschaften für Unternehmens- und Organisations-Kommunikation. Verschiedene Projekte für internationale Klienten aus Industrie, Energiewirtschaft und Medien – unter anderem für die Ruhrkohle, für Kronos Titan, Vaillant und das Forbes Magazine – ermöglichten ihm erste Erfahrungen als Berater insbesondere im Feld der Kommunikation gesellschaftlicher Risiken.
Im Jahr 1990 war er neben Heinz Flieger, Albert Oeckl, Franz Ronneberger und Georg-Volkmar Graf Zedtwitz-Arnim Gründungsmitglied der PR-Akademie Wiesbaden e. V., die später Teil der Deutschen Akademie für Public Relations GmbH wurde.
Von 1990 bis 1991 übernahm er die Leitung der Öffentlichkeitsarbeit des Entsorgungsverbandes NRW (AAR) und entwickelte eine Konzeption für einen öffentlichen Dialog der Abfallentsorgungs-Problematik. Nachdem der AAR-Gründungsgeschäftsführer Dr. Jürgen Linde als Chef zur Staatskanzlei des Landes Brandenburg wechselte, knüpfte Droste an seine Beratungs-Tätigkeit an und baute zwischen 1991 und 1996 bei der vom Werbepionier Hubert Strauf begründeten „Die Werbe – Euro-Advertising“ eine selbstständige Unit für Unternehmens-Kommunikation auf.
Anschließend führte er seine Beratungstätigkeit selbständig aus und übernahm langjährig Beratungs-Projekte im Rahmen der Börsengänge von Klienten – u.a. Isra Vision Parsytec, MWG Biotech und Drillisch – sowie der Kommunikation von Technologie-Unternehmen wie WD 40 Company, Winergy, SIG Combibloc und TMD Friction. Parallel engagierte sich Droste als freier Journalist (1) und betreibt inzwischen einen eigenen Weblog zum Thema „Wissenschaft & Kommunikation“. (2)
FORSCHUNG
Mit dem Start seiner Berufstätigkeit begann Droste, theoretische Konzepte aus Soziologie und Psychologie auf die Praxis der Kommunikations-Analyse und der Konzeption von Kommunikations-Lösungen anzuwenden. (3) Zu diesem Zweck adaptierte er insbesondere das AGIL-Schema sowie das SYMLOG-Konzept, die von Talcott Parsons und Robert Freed Bales im Department of Social Relations an der Harvard University entwickelt worden waren. Auf der Basis dieses Theorie-Transfers konzipierte Droste eine Reihe von Studien, um die Anwendbarkeit des AGIL-Ansatzes für die Praxis zunächst zu untersuchen und schließlich zu optimieren:
In Kooperation mit Professor Dr. Jürgen-Aretz vom Soziologischen Institut der Otto-Friedrich Universität, Bamberg, leitete Droste 1998 zunächst eine Untersuchung innovativer Prozesse in mittelständischen Unternehmen auf der Grundlage des von Droste konzipierten Ansatzes. (4) Auf der Basis der Ergebnisse dieser Studie erfolgte wiederum in Kooperation mit Aretz zwischen 1999 und 2001 eine Untersuchung der Börsenemissionen mittelständischer Technologie-Unternehmen: „Going Publics von mittelständischen Unternehmen: Analyse der Investor-Relations-Politik von Unternehmen am Neuen Markt“. (5)
Im Anschluss an diese Praxis-bezogenen Untersuchungen startete Heinz W. Droste ab 2007 Grundlagenstudien zur wissenschaftstheoretischen Diskussion der Methodologie der Sozial- und Kommunikationswissenschaften (6). Dazu trat Droste in engen Austausch mit dem Philosophen und Physiker Mario Bunge, renommierter argentinisch-kanadischer Wissenschaftstheoretiker von der McGill University, Montreal. (7) Bunge hatte in den Jahren zuvor grundlegende Arbeiten zu den methodologischen und wissenschaftstheoretischen Grundlagen der Soziologie sowie der Psychologie veröffentlicht. Ergebnis des kontinuierlichen Kontakts zu Bunge in den Jahren 2008 bis zu dessen Tod im Frühjahr 2020 ist eine Reihe von umfangreichen Studien und weiteren Schriften – u.a. anderem zur Wissenschaftstheorie in den Sozialwissenschaften und zur Rolle von Intellektuellen in öffentlichen Kommunikations-Prozessen. (8)
Ab 2018 weitete Heinz W. Droste seine Analysen aus auf aktuelle Forschungsergebnisse zum menschlichen Entscheidungsverhalten aus der Kognitions-Psychologie und der Neurowissenschaft. Als erstes Ergebnis veröffentlichte er 2022 eine Analyse auf der Grundlage des von Keith E. Stanovich kürzlich vorgelegten Konzepts eines Rationalitäts-Quotienten zur Messung menschlicher Rationalität. (9)
VERÖFFENTLICHUNGEN (AUSWAHL)
Droste veröffentlichte neben zahlreichen Artikeln in Fachmedien vor allem Monographien. Unter dem Autoren-Pseudonym Arthur L. Gelderblom publiziert er darüber hinaus Romane:
- (Arthur L. Gelderblom) Hexenritt: Auf der Flucht vor dem vergangenen Leben, Neuss 2008
- Public Relations – Analyse-Schema für die Praxis des PR-Beraters; Wiesbaden 1989
- Risiko-Kommunikation – Hyperbook; Düsseldorf 1995
- Innovations-Monitor 2000 Mittelstand; Grevenbroich 2000
- Praktikerhandbuch Investor Relations. Mit IPO-Kommunikationskalender für die erfolgreiche Börsenpräsenz; Stuttgart 2001/2005
- Kommunikation – Planung und Gestaltung öffentlicher Meinung. Band 1: Grundlagen; Neuss 2011/2020
- Kommunikation – Planung und Gestaltung öffentlicher Meinung. Band 2: Mechanismen; Neuss 2011/2020
- Turn of the Tide – Gezeitenwechsel. Einführung in Mario Bunges exakte Philosophie; Aschaffenburg 2015
- Kommunikations-Strategie: Analyse-Methode – Lösungs-Findung – Crossmediale Planung; Hückelhoven 2018
- AGIL – Kommunikation als kreativer Prozess: Anleitungen, Checklisten, Modelle und Case-Stories; Hückelhoven 2019
- Entfessele Dein bestes Denken. RQ Rationalitäts-Quotient – Die Vermessung der Vernunft; Hückelhoven 2022
WEBLINKS
- Literatur von und über Heinz W. Droste im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Konzeption im Wandel: Das »Eisberg-Modell der Kommunikation« https://mediawandel.wordpress.com/2013/06/06/konzeption-im-wandel-das-eisberg-modell-der-kommunikation/
- Rezension Heinz W. Droste, Praktikerhandbuch Investor Relations https://www.getabstract.com/de/zusammenfassung/praktiker-handbuch-investor-relations/1759
- Interview Droste mit Mario Bunge
- Interview Droste mit Keith E. Stanovich
EINZELNACHWEISE
(1) Beiträge in Fachmedien mit dem redaktionellen Schwerpunkt Erneuerbare Energien, Automobiler Aftermarket (Elektrifizierung von Kfz – Recycling u.ä.) sowie Technische Gebäudeausstattung (Digitalisierung und Automation)
(2) Weblog „Wissenschaft und Kommunikation“: https://a-g-i-l.de/
(3) Klaus Merten; Westerbarkey, Joachim „Public Opinion und Public Relations“, in: Klaus Merten u.a. (Hg.); Die Wirklichkeit der Medien, Opladen 1994; S. 207
(4) Anwendung des AGIL-Ansatzes auf Unternehmen und Unternehmens-Kommunikation in: Heinz W. Droste, Public Relations – Analyse-Schema für die Praxis des PR-Beraters; Wiesbaden 1989 – Dokumentation der Studie zu innovativen Unternehmen in: Jürgen Aretz, Das Management von innovativen Organisationen, Berlin 1999 – daraus abgeleitetes Stretch-Modell in: Heinz W. Droste, Kommunikations-Strategie: Analyse-Methode – Lösungs-Findung – Crossmediale Planung; Hückelhoven 2018
(5) Heinz W. Droste; Praktikerhandbuch Investor Relations. Mit IPO-Kommunikationskalender für die erfolgreiche Börsenpräsenz; Stuttgart 2001/2005 – S. 3 – 25 – Zusammenfassung bei getabstract.com von Rolf Dobelli
(6) Heinz W. Droste; Kommunikation – Planung und Gestaltung öffentlicher Meinung; Neuss 2011/2020 – Rezension im PR-Magazin 23.05.2011: Der Zukunft zugewandt: Kommunikation braucht neue Konzeptionsansätze
(7) Mario Bunge, Between Two Worlds: Memoirs of a Philosopher-Scientist; Switzerland: Springer Nature 2016 – S. 249 /
Droste, H. W. (2014b). Roll over Bertalanffy, tell Parsons and Luhmann the News!, Reportage: System ist nicht gleich System. https://a-g-i-l.de/roll-over-bertalanffy-tell-parsons-and-luhmann-the-news/
(8) Heinz W. Droste, „Mario Bunge as a Public Intellectual“, https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-030-16673-1_4
(9) Keith E. Stanovich; West, Richard F.; Toplak, Maggie E., The Rationality Quotient – Towards a Test of Rational Thinking; Cambridge, Mass. 2016.